Noch 2 Monate in Japan!

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Schon wieder eine Weile her, seit ich etwas geschrieben habe aber ich vollkommen damit beschäftigt, die restliche Zeit, die mir noch verbleibt zu genießen. Einen großen Teil meiner Freizeit verbringe ich damit, zu Japanische Kanji (chinesische Zeichen) zu lernen, um meine Prüfungen in Kendo und JLPT bestehen zu können.

Eigentlich wollte ich die 1. Dan-Prüfung für Kendo bereits letzten Monat machen, aber als am Morgen eine Warnung ausgerufen wurde, wurden alle Anlässe abgesagt. Die Warnung war wegen starken Wind und hohen Wellen. Ich war ziemlich wütend, da ich bereits Monate auf diese Prüfung hingearbeitet habe. Das Schlimmste war allerdings, dass am Nachmittag das Wetter völlig in Ordnung war, so dass ich die Prüfung ohne Probleme hätte ablegen können. Ich werde noch einmal versuchen endlich die Prüfung zu machen, bevor ich Japan verlasse.

In Japan hat das neue Schuljahr begonnen. Nun habe ich eine neue Klasse, aber ich kannte bereits mehr als die Hälfte. Auch mein Japanisch ist inzwischen so gut, dass ich mich ohne weitere Schwierigkeiten mit Lehrern und Mitschülern unterhalten kann. Mit dem neuen Schuljahr, hat sich auch für mich eine Menge geändert. Ich habe nicht mehr so viele Japanisch Lektionen, wie am Anfang, sondern beteilige mich viel mehr am Unterricht. Ich besuche Klassen wie zum Beispiel Mathematik, Wissenschaft, Weltgeschichte und alle English-Lektionen (Kommunikation, Literatur, etc.). Ich genieße die Zeit in der Schule sehr, auch wenn es sehr anstrengend und schwer ist, während Mathe wach zu bleiben. Taschenrechner ist nicht erlaubt, und auch sonst ist alles noch viel komplizierter, als in der Schweiz. Etwas, was mich ein bisschen verwirrt hat, waren die ärztlichen Untersuchungen, die in der Schule durchgeführt wurden. Wir wurden gewogen und vermessen und an einem Tag kam sogar der Zahnarzt.

Weil die Pausen zwischen den Lektionen ziemlich kurz sind, habe ich mir auf dem Weg zum Sportunterricht den Knöchel verstaucht, beim Versuch die Treppe hinunter zu sprinten. Hab meine Lektion gelernt und bin seither vorsichtiger. Zum Glück sind Bänder, Muskeln und Knochen in Ordnung, so dass ich nur kurze Zeit pausieren muss.

Außerhalb der Schule beschäftige ich mich hauptsächlich mit Kendo, wie es bestimmt schon einigen aufgefallen ist. Vor ca einem Monat hatten wir ein Event, bei dem wir unseren Kendo-Club den neuen Erstklässlern vorstellten. Ich war so aufgeregt, als ich vor ungefähr 400 Schülern  auf Japanisch reden musste. Zum Glück lief alles gut und nun haben wir acht neue Mitglieder. Meine Mitschülerinnen waren alle so aufgeregt, als wir erfuhren, dass vier Jungs beitreten würden. Nun sind wir nicht mehr eine reiner Mädchenclub. Nicht, dass es nicht gut ist ohne Jungs, aber das Training mit Jungs ist einfach viel aufregender und lehrreicher, als nur mit Mädchen.

An einem Wochenende hatte ich Wettkampf, konnte jedoch nicht teilnehmen, wegen meinem Fuß. Dafür habe ich die Rolle des Trainers und Managers übernommen und diverse Aufgaben vom Überwachen der neuen Teammitglieder, über fotografieren und video aufnehmen bis zum organisieren, wer,wann,wo sein musste ausgeführt. Ich hatte, trotz Frustration, eine tolle Zeit und hoffe, dass es noch nicht mein letzter Wettkampf war.DSC02492IMG_4442Japaner nehmen ihre Feiertage sehr ernst, weshalb ich eine Woche Schulfrei hatte. Ich war nicht besonders produktiv in der Woche, aber nach all der Anstrengung von dem vergangenem Wochenende, hatte ich eine Pause dringend nötig. An einem wunderschönen, sonnigen Tag ging ich zusammen mit meiner Gastschwester nach Himeji um uns das weltberühmte Schloss anzusehen. Es war unglaublich schön und ich versuchte einige gute Fotos zu machen.

Manchmal frage ich, wie die Zeit hier so schnell vorbeigehen konnte. Ich kann kaum glauben, dass ich nur noch zwei Monate übrig habe. Natürlich freue ich mich darüber, Familie und Freunde in der Schweiz wiederzusehen und !Schweizer Essen! essen zu können(Ich vermisse Kartoffeln… ), aber es ist ein sehr beängstigender Gedanke, Japan zu verlassen. Als ich die Schweiz verlassen habe, wusste ich von Anfang an, dass ich alles in einem Jahr wieder haben werde. Aber ich habe keine Ahnung, wann ich alle meine Freunde hier in Japan das nächste mal wiedersehen werde. Auch wenn ich nach Japan zurückkehre, es wird nie wieder so sein, wie jetzt. Ich werde nie wieder meine Schuluniform zur Schule tragen, nie wieder den selben Zug mit Mei (Schulfreundin) nehmen, nie wieder mit dem selben Leuten Kendo üben, etc. Es gibt unendlich viele Beispiele…

Ich versuche jetzt einfach jeden Moment, jeden Tag, jede Stunde und Minute, so gut wie möglich zu genießen und noch alles zu erledigen, was ich mir vorgenommen habe. Leider macht es mir die kommende Testwoche fast unmöglich, etwas mit Freunden zu unternehmen, da alle fleißig am lernen sind.

Kann nicht versprechen bald wieder zu schreiben, da ich auch ziemlich beschäftigt bin und so ein Blogbeitrag schreibt sich nicht in 30 Minuten.

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(Mein) Kopfschutz

 

Noch 2 Monate in Japan!

Trainingslager

Inzwischen habe ich nur noch weniger als 100 Tage hier in Japan übrig. Weil die Zeit so unglaublich schnell vergeht, versuche ich jeden Tag etwas spezielles zu machen oder einfach die Zeit zu genießen. Wenn weder das Eine noch das Andere möglich ist, versuche ich mich so gut, wie möglich auf meine Japanisch Prüfung vorzubereiten. Das lernen beinhaltet vor allem Vokabeln und Kanji (chinesische Zeichen), was mir ziemlich schwer fällt. Mit der Grammatik habe ich zum Glück keine Probleme, da sie einfacher als deutsche und englische Grammatik ist.

Letztes Wochenende hatte ich Kendo Trainingslager. Ich wünschte ich könnte noch einmal hingehen. Obwohl der Zeitplan strikt durchgeplant war und nur wenig Zeit zur eigenen Gestaltung zur Verfügung stand, hatte ich trotzdem unglaublich viel Spaß. Der Tagesablauf war immer der Selbe. Um 6.30 Aufstehen und 30 Minuten Zeit, um sich ein bisschen frisch zu machen. Um 7.00 begann das morgendliche Training. Bei schönem Wetter hätten wir 30 Minuten rennen müssen. Zum Glück war das Wetter nicht sehr gut, so dass wir in der Halle die „Kata“ lernten. Das sind fixe Bewegungsabläufe, mit denen man die Grundlagen verinnerlichen kann. Diese Kata werden bei jeder Prüfung verlangt, um aufsteigen zu können. Nach 30 Minuten, gab es eine kurze Pause, in der eine Gruppe das Frühstück vorbereitete. Ca. um 8.00 Uhr gab es Frühstück, was immer ziemlich chaotisch und lustig war, obwohl alle immer todmüde waren. Ein traditionelles japanisches Frühstück besteht aus: Reis, Fisch, evtl. etwas Speck oder Schinken, Gemüse, Miso suppe und Saft. Nach dem Frühstück waren alle immer schläfrig, weshalb sie in der einstündigen Pause schliefen. Ich schlief ebenfalls, aber manchmal ging ich in die Lobby um mit den anderen Schülern ein japanisches oder chinesisches Spiel zu spielen.

Um 9.30 Uhr begann der Ernst. Während dem 2.5-stündigen Training wurde nur wenig geredet und noch weniger Pausen gemacht. Der Ablauf des Trainings war immer ungefähr der Selbe.  Aufwärmen, Üben , mit dem Lehrer trainieren. Während dem Üben stehen alle Schüler in Dreier-Reihen und üben verschiedene Bewegungen zusammen.  Am Anfang war es richtig unheimlich, mit Jungs zu trainieren, da es im Club meiner Schule nur Mädchen hat, aber nach einer Weile habe ich mich an den Unterschied gewöhnt. Trotzdem wurde ich von Zeit zu Zeit von jemandem zu Boden geworfen, wenn meine Gleichgewicht nicht in Ordnung war. An den einarmigen Kampfstil eines Schülers konnte ich mich trotz all des Trainings nicht gewöhnen. Oft trainierten wir länger, als der Zeitplan verlangte, aber dafür wurden die Pausen nicht gekürzt. Das Mittagessen war immer ziemlich gut, dafür, dass es nur eine Kantine war. Die Mittagspause war wieder Schlafenszeit. Die Lehrer empfahlen uns unseren „Körper und Geist“ zu entspannen, da das Nachmittags-Training um einiges heftiger werden würde.

Nach einer Stunde Schlaf waren beinahe alle wieder bei Kräften für das kommende Training. Von 14.00-16.30 Uhr wurde wieder aufgewärmt, geübt und Übungswettkämpfe gemacht. Eine Übung, die mir persönlich besonders viel Spaß machte war, dass alle in einem Kreis standen, außer einer Person, dann musste irgendwer zu der anderen Person in den Kreis und die zwei würden einen kleinen Wettkampf machen, bis das nächste Kommando kommt und eine andere Person, so schnell wie möglich in den Kreis kommen musste um einen neuen Wettkampf zu starten. Um euch eine ungefähre Vorstellung zu geben werde ich hier hier ein Video verlinken.

Die Übungswettkämpfe waren unglaublich hart für mich, da ich die Einzige war, die noch nicht einmal für ein Jahr im Kendo ist. Ich konnte einige Treffer landen, aber gewinnen konnte ich nie. Dafür konnte ich viele neue Erfahrungen machen und Spaß hatte ich auch.

Am Abend waren wir alle so kaputt und konnten bereits den Muskelkater vom nächsten Tag spüren. Der Tag war jedoch noch lange nicht vorbei. Nach dem Abendessen gab es ein Meeting, um die Fortschritte und Schwächen jedes Einzelnen durchzugehen, und wie man sich verbessern kann. Danach wurde gemeinsam gebadet und man machte sich bett-fertig. Geschlafen wurde immer später, da wir immer ziemlich lange geredet haben. Am Anfang hatte ich einige Schwierigkeiten mit Gruppenkonversationen mitzuhalten, aber alle waren sehr unterstützend und geduldig. Wir aßen gemeinsam Snacks in unseren Zimmern und spielten „Werwölfeln“.

Die Zeit verging immer viel zu schnell (außer während dem harten Training). Am Ende hatte jeder Muskelkater, Prellungen und Kratzer. Aber all die harte Arbeit war es wert. Am letzten Tag hatten wir einen „echten“ Wettkampf. Zuschauen war besonders interessant. Ich wünschte, ich hätte filmen können, da die Jungs wirklich unglaublich waren.

Danach wurde geputzt und gepackt für die Heimfahrt. Nach einer Abschlusszeremonie wurden Nummern ausgetauscht und jeder ging nach Hause. Nach den anstrengenden Tagen war ich so müde, dass ich bei jeder Gelegenheit schlief. Ich hatte so schlimmen Muskelkater, dass ich nicht einmal mehr sitzen konnte, geschweige denn aus dem Bett zu kommen.

Zum Ausruhen war nicht besonders viel Zeit, da ich als einzige Austauschschülerin in Kobe für die Neuankömmlinge verantwortlich bin. An einer Veranstaltung von AFS erklärten wir ihnen alles und stellten uns einander vor. Danach zeigte ich ihnen zusammen mit einigen Japanischen Schülern den Stadtteil Sannomiya, wo man ganz gut Shoppen gehen kann und auch andere Aktivitäten möglich sind. Ich realisierte zum ersten mal, wie gut ich mich inzwischen verständigen kann. Ich hatte ein bisschen die Funktion einer Übersetzerin, aber es hat mir ganz gut gefallen. Auch einige der japanischen Schülern, die mich vor drei Monaten das letzte mal gesehen haben, waren sichtbar überrascht, als ich ihnen auf Japanisch geantwortet habe und nicht auf Englisch.IMG_4183

Ich genieße meine Zeit hier sehr. Heimweh hatte ich bis jetzt noch nie, was mich selbst überrascht. Jeder fragt mich, ob ich plane zurück nach Japan zu kommen, nach meiner Rückkehr in die Schweiz. Im Moment weiß ich sowas noch nicht, aber unmöglich wäre es auf jeden Fall nicht. Ein Professor der Universität von Osaka hat mich auch bereits angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte in Japan zu studieren.

Ich versuche so bald, wie möglich wieder zu schreiben und mehr Bilder hochzuladen.

Trainingslager

Noch 4 Monate übrig

Ich hätte nie gedacht, dass ein Jahr so schnell vorbeigehen kann. Es fühlt sich immer noch an, als wäre ich erst letzten Monat nach Japan gegangen. In Wirklichkeit ist sind nur noch 4 Monate von den ursprünglichen 11 Monaten übrig. Natürlich merke ich wie die Zeit vergeht, aber ich realisiere nicht, wie schnell sie tatsächlich vergeht.

Ich hab mich super eingelebt und gelernt, mit Kommunikationsproblemen umzugehen. Alles Ungewohnte ist inzwischen zum Alltag geworden. Nicht, dass es nichts spezielles mehr ist, aber ich habe mich inzwischen schon so gut daran gewöhnt, dass ich nicht mehr darüber nachdenke. Ich kann mir auch kaum noch vorstellen, wie es war in der Schweiz. Manchmal habe ich jedoch Momente, in denen ich plötzlich realisiere, dass ich etwas ungewöhnliches mache. Bevor ich nach Japan kam, konnte ich mir nicht vorstellen, in einem fremden Land zu leben. Ich versuchte mir immer vorzustellen, wie meine Klasse wohl sein wird und wie ich die Sprache lernen würde.

Immer öfter habe ich Situationen, in denen ich mir plötzlich bewusst wird, dass mein ganzes Leben hier etwas Ungewöhnliches ist. Oft habe ich solche Gedanken, wenn ich am Abend im Zug sitze und nachhause fahre. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als die Fahrt in diesem Zug noch etwas Spezielles war. Jedoch kann ich mich nicht mehr an den Moment erinnern, als es zur Gewohnheit und Alltag wurde.

Je häufiger, ich über all das nachdenke, umso mehr wird mir bewusst, dass ich bald wieder zurück in die Schweiz muss. Natürlich freue ich mich darüber Familie und Freunde wiederzusehen, aber der Gedanke daran, was ich hier in Japan zurücklassen muss, macht schon nur Gedanken an meine Rückkehr unerträglich.

Als ich die Schweiz verlassen habe, um nach Japan zu gehen, wusste ich genau, dass ich Alle, die ich zurücklasse in einem Jahr wiedersehen werde. Was geschieht wenn ich Japan verlasse? Wann werde ich die Leute, die mir wichtig sind, wieder treffen? Auch wenn ich irgendeinmal zurück nach Japan gehe, es wird nie mehr das Selbe sein. Ich werde nie wieder mit den selben Leuten zur  Schule gehen. Nie wieder den selben Zug nehmen, um zur Schule zu gehen.

Wie soll all das hier zurücklassen, wenn ich genau weiß, dass ich nie mehr hierhin zurückkehren kann?

Kurzer Eintrag, aber ich wollte einfach etwas darüber schreiben, weil heute wirklich nur noch 4 Monate übrig sind. Die nächsten Wochen werden, trotz Frühlingsferien, sehr stressig.

Noch 4 Monate übrig

Februar

Obwohl ich mir vorgenommen habe, öfters zu schreiben, bin ich einfach nicht dazu gekommen zu schreiben. Ich war einfach viel zu beschäftigt mit Schule und allem anderen, dass ich nicht die Zeit dazu aufbringen konnte. Trotz all dem Stress habe ich trotzdem viele schöne Dinge erlebt. Heute hatte ich zum Glück meine letzen Prüfungen, so dass ich endlich einmal die Zeit habe um zu schreiben.

Ich ging an ein kleines Konzert eines Mitschülers, der dort mit seiner Band aufgetreten ist. Das Konzert war richtig gut und es sind noch einige andere Bands aufgetreten. Alle internationalen Klassen meiner Schule waren auch dort. Der Club war klein, wie so ziemlich alles in Japan aber es war trotzdem genug Platz für alle. Ich war jedoch ziemlich geschockt, als ich an der Eingangstür ein Schild sah, auf dem geschrieben war, dass das Gebäude unter dem Schutz der „Yakuza“ (japanische Mafia) steht. Das konnte mir meine Laune jedoch nicht verderben.

 

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Da ich Zuhause oft nicht lernen kann, weil der Fernseher die ganze Zeit läuft. Deshalb habe ich die meisten Nachmittage in einem Cafe oder Starbucks verbracht. Nicht besonders gut für das Portemonnaie aber dafür habe ich mehr gelernt. Manchmal habe ich auch mit einer Freundin gelernt.

In Kobe gab es einen English-Debatte-Wettbewerb. Das Team von meiner Schule hat ebenfalls teilgenommen und erfolgreich den ersten Rang belegt. Meine Aufgabe war es, die anderen Teams zu beobachten und deren Schwachstelle herauszufinden. Ich war wirklich beeindruckt über die Schlagfertigkeit meines Teams und wie geschickt sie Handelten. Es hat mir auch eine gute Möglichkeit geboten mit meinen Jahrgangs-älteren Freundschaften zu knüpfen. 12644841_438677529655556_4174470596019690859_n

Zur selben Zeit sind alle anderen Austauschschüler aus Kobe nach Hause gegangen, was mich richtig mitgenommen hat. In der kurzen Zeit, die ich mit Ihnen verbracht habe sind wir alle richtig gute Freunde geworden und ich hoffe wirklich, dass wir uns wieder treffen in Zukunft. Im Moment bin ich die einzige Austauschschülerin in Kobe aber bald kommen Neue. Ich habe auch ziemlich viele Internationale Events in nächster Zeit, was mich voll und ganz beansprucht.

Weil meine Mitschüler lernen mussten in den letzen Woche, habe ich mich oft mit ihnen zum lernen verabredet. Ich selbst habe ebenfalls einen großen Teil meiner Zeit mit lernen verbracht, da ich ebenfalls Prüfungen schreiben muss. Im Sommer werde ich wahrscheinlich den JLPT N3 machen, was mich ziemlich nervös macht, da ich nur eine Chance habe diesen Test zu schreiben. Den N4 würde ich ohne lernen bestehen, weshalb meine Lehrer wollen, dass ich den N3 mache.

Das ist jedoch nicht mein grösstes Problem. Ich beginne Dinge zu vermissen, die ich niemals erwartet hätte. Schweizer Schokolade vermisse ich, obwohl ich von Zeit zu Zeit die Möglichkeit bekomme. Auch den morgendlichen Chai Tea Latte mit Päpu vor der Schule vermisse ich. Solche kleine Dinge vermisse ich am meisten. Aber zurück will auf keinen Fall. Ich kriege beinahe Panik bei dem Gedanken, dass ich noch 4 Monate übrig habe.

Letzte Woche bekam ich die Gelegenheit endlich einmal einen richtigen Kimono zu tragen. Es war unglaublich lustig mit dem Kimono herumzulaufen, während alle einem anstarren. Ein anderer Ausländer hat sogar ein Foto gemacht (ohne zu fragen). Wenn ich könnte, würde ich jeden Tag einen Kimono tragen.

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Wenn ich Zeit habe versuche ich zu schreiben, aber in nächster Zeit bin ich ziemlich beschäftigt. Ich habe ein Kendo-Trainingscamp mit anderen Schulen zusammen. Damit bietet sich endlich die Gelegenheit mit anderen Leuten und Jungs zu trainieren. Ich freue mich richtig darauf, aber ich habe auch ein bisschen Respekt davor, jeden Tag 4-6 Stunden zu trainieren, wenn ich schon nach 3 Stunden völlig am Ende meiner Kräfte bin. Ich werde meine Bestes geben.

 

Februar

Weihnachten und Neujahr

Ich weiß, dass dieser Beitrag ziemlich verspätet kommt, aber es war einfach eine hektische Zeit. Ich hoffe alle hatten ein schönes Weihnachten und einen guten Rutsch. Ich habe ziemlich viele Fragen erhalten, und versuche sie so gut wie möglich zu beantworten. Aber alles der Reihe nach.

Am 23. Dezember hatte ich endlich meine Kendo-Prüfung. An dem Tag hatte ich Schulfrei, wegen dem Geburtstag des japanischen Kaisers. Ich war so aufgeregt und konnte mich einfach nicht konzentrieren. Ich war auch die Einzige aus meiner Schule, die diese Prüfung gemacht hat. Allerdings hat mich meine Mitschülerin ihren ehemaligen Schulfreunden vorgestellt, die die Prüfung ebenfalls gemacht haben. Es war eisig kalt in der riesigen Halle und ich hatte nicht besonders viel zum Anziehen dabei, so dass ich froh war, als mein Lehrer mir einen heißen Tee spendiert hat. Während der Prüfung musste man ewig lange im knien warten. Nach fünf Minuten schmerzen einem die Knien und nach einer halben Stunde fühlt man die Beine gar nicht mehr. Die Prüfung verlief ohne Zwischenfälle, außer dass meine Partnerin einige Fehler machten. Nun habe ich den 1. Kyu, was so gut wie keine Bedeutung hat. Es ist nur die Vorprüfung für den 1. Dan, den ich wenn möglich im Februar machen werde.

Am 24. hatte ich meinen letzten „offiziellen“ Schultag mit den üblichen Zeremonien. Währendem die Zertifikate und Auszeichnungen überreicht werden, frage ich mich immer, weshalb japanische Schulen nicht geheizt werden und weshalb wir Schüler für zwei Stunden auf dem kalten Boden sitzen müssen. Als es endlich vorbei war, konnten wir alle nach Hause gehen. In Japan wird Weihnachten mit Freunden gefeiert, aber da meine Gastfamilie christlich ist, konnte ich nicht mit meinen Freunden nach Osaka, sondern ging mit meiner Gastfamilie in die Kirche.  Geschenke wurden einfach durch den Tag hindurch übergeben. Zum Essen gab es japanischen Weihnachtskuchen, was soviel wie normale Erdbeer-Torte ist. Ich war ein bisschen enttäuscht, da ich mit meinen Freunden hätte ausgehen können.12540141_194681394218417_1332588193_n12576333_194681400885083_488196696_n12583642_194681417551748_1443018634_n

Am 25. war Weihnachten bereits vorüber und alles war aus den Läden verschwunden. Ich vermisste Mama’s Gerstensuppe den ganzen Tag über. Ich ging mit Freunden in ein Aquarium in der Nähe und ich glaube, dass ich zum ersten Mal echte Delfine gesehen habe. Das konnte mich ein bisschen von der Gerstensuppe ablenken.

Einen Tag bevor ich mit meiner Gastfamilie nach Kyushu ging durfte ich zu meinem „Sempai“ (Jahrgangs-ältere) nach Hause. Es war eine zweistündige Fahrt mit Bus und Zug. Ich frage mich wie einige Leute das jeden Tag durchziehen können. Kobe liegt zwischen einer Bergkette und dem Meer. Wenn man jedoch hinter die Berge geht, ist von einer der grössten Städte Japans nichts mehr zu sehen. Die Landschaft hatte große Ähnlichkeiten  mit der Schweiz, weshalb ich mich sofort wie Zuhause fühlte. „Sempai“ hat mir die Umgebung gezeigt und auch den Wald, in dem angeblich Wildschweine leben. Ich habe tatsächlich Spuren gesehen! Danach habe ich die Familie getroffen und sie haben mir das Haus gezeigt. Im Gegensatz zu den Häusern in der Stadt sind die Häuser auf dem Land groß und weitflächig gebaut. Oft leben auch mehrere Generationen unter einem Dach. Zur japanischen Gastfreundschaft gehört fast immer eine Einladung zum Essen, so kam es, dass ich mit der ganzen Familie in ein Restaurant ging.

Am nächsten Tag ging aus los nach Kyushu. Durch den Tag wurde gepackt und am Abend wurde auf die Fähre eingeschifft. Für die Nacht wurde auf einer kleinen Matte mit anderen Passagieren in einem Raum geschlafen. Ich konnte kaum schlafen, weil es so eng war. Am nächsten Morgen bin ich jedenfalls auf der Matte, von meinem Nachbar aufgewacht und es war niemand aus meiner Gastfamilie, was es ziemlich peinlich machte. Nachdem wir in Kyushu angekommen waren, zeigte mir meine Gastfamilie einige Sehenswürdigkeiten, wie die Küste, die ziemlich nahe bei Korea liegt und eine berühmte Ruine. Ich war jedoch so müde, dass ich im Auto immer wieder eingeschlafen bin. Meine Gastvater bestand darauf mir eine Spezialität aus Kyushu näher zu bringen. Es wird Meeresschnecke genannt. Am Anfang dachte ich, dass ich es vielleicht mögen würde, da ich Muscheln ziemlich gerne mag. Diese Hoffnung wurde bereits nach dem ersten Bissen zerstört. Zum Glück war ich nicht die Einzige, die die „Schnecke“ nicht essen konnte. Mit dem Tintenfisch un den Muscheln hatte ich kein Problem.

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Nach dem kulinarischem Abenteuer ging es in ein kleines Unterwasseraquarium und dannach der eindrücklichen Küste entlang. Ein Abschnitt der Küste wurde „Elefanten-Nase“ genannt (Zoo no Hana).

Nach all dem Herumfahren im Auto, waren alle so erschöpft, dass wir ins Hotel gingen und eine Stunde schlafen konnten.  Am Abend besuchten wir den Vater meines Gastvaters. Wir blieben bis ungefähr elf Uhr und dann ging es zurück ins Hotel. Neujahr verbrachte ich mit meiner Gastschwester im Hotelzimmer. Wir aßen Snacks und schauten die typischen Neujahrs-Sendungen, die jeder schaut.

Am Nächsten Tag haben wir alle zusammen traditionelles, japanisches Essen gegessen. Es war so lecker und es war lustig mit der Familie zusammen zu sitzen und zu reden. Ich habe leider keine Bilder von dem Essen machen können, aber es sah so schön aus. Ich bekam wie alle Kinder das „Otoshidama“, was soviel wie Geld in einem roten Umschlag ist.

Wir blieben nicht lange im Heimatort meines Gastvaters. Meine Gastmutter zeigte mir die Burg von Saga, dem Ort an dem wir Neujahr verbrachten. Ich durfte einen historischen Kimono tragen, aber ich finde, dass das nur etwas ist, was Japaner tragen können.

Dann ging es wieder auf die Fähre und eine weitere schlaflose Nacht lag vor mir. Im Schlafraum war eine Frau, die die ganze Zeit hustete. Am Ende nahm ich meine warmen Kleider und aß Eis auf dem Schiffsdeck, bis es zu kalt wurde. Dannach schlief ich einfach auf einem Sessel im Wartebereich des Schiffes. Um fünf Uhr kamen wir an unsere Zieldestination an. Es war stockdunkel und jeder war zu müde, um überhaupt zu reden. Wir fuhren zu einem berühmten „Onsen“, was eine heisse Quelle ist. Es war richtig angenehm nach einer schlaflosen Nacht, aber ich war ziemlich geschockt, als ich realisierte, dass man vollkommen nackt mit anderen Leuten badet. Natürlich war es nach Geschlecht getrennt.

Nach dem ganzen Stress, hatte ich einige Tage frei, bevor ich wieder einmal nach Kyoto ging. Diese Stadt hat mich völlig in ihren Bann gezogen. Auf der einen Seite des Flusses ist es Moderne pur, während man auf der anderen Seite alte Häuser und viele Tempel finden kann. Man kann jedes Mal neue Dinge und Gebäude entdecken. Ich besuchte einen sehr berühmten Schrein, den ich unbedingt besuchen wollte, aber beim letzen Mal nicht die Gelegenheit dazu hatte. Ich kann den Schrein „Fushimi inari“ nur weiter empfehlen, für jeden, der einmal nach Japan kommt.12606979_194681867551703_533430852_n

Leider startete die Schule nach nur zwei Wochen Ferien wieder. Ich brauche bereits die nächsten Ferien. Ich war richtig froh, endlich wieder meine Freunde zu sehen und nicht die ganze Zeit zu Hause zu sein. Es brachte wieder eine gewisse Routine in meinen Alltag.

Allerdings hatte ich ein tief nach den Ferien, weil ich dachte, dass ich einfach keine Fortschritte mache. Dieses Tief ging aber schnell wieder weg, nachdem ich von einigen Lehrern gesagt bekommen habe, dass mein Japanisch immer besser wird. Auch einige Freunde haben gesagt, dass ich bereits riesige Fortschritte gemacht habe. Auch in Kendo hatte ich ein Tief, aber nicht, weil ich keine Fortschritte mache, sondern weil ich eine Woche krank war. Ich ging trotzdem jeden Tag zur Schule (mit Maske, um niemanden anzustecken), habe jedoch weder am Sportunterricht noch am Kendo-Training teilgenommen. Wir hatten auch einen Marathon, der genau in der Woche stattfand. Obwohl ich darauf bestand auch rennen zu müssen, hat mich meine Lehrerin einfach als Hilfskraft eingesetzt. Es hat riesigen Spaß gemacht, meine Klassenkameraden zu unterstützen und bei der Organisation zu helfen. Ich war ziemlich stolz, dass die meisten meiner Freunde gute Ränge belegten. Einer sogar den 4. Rang!

Da die anderen Austauschschüler aus meiner Stadt nächsten Monat abreisen, gab es eine Abschlussfeier. Jedoch wollte keiner von uns wirklich dort sein. Jeder hielt seine Rede oder erzählte etwas über seine Erfahrungen. Ich hielt ebenfalls eine kleine Rede, in der ich mich für die tolle Zeit und guten Ratschläge bedankte. Danach gingen alle zusammen zum Karaoke und Pizza essen.

Ich ging zusammen mit einer Freundin aus Amerika (halb Schweizerin, halb Japanerin) nach Nara, einer ehemaligen Haustadt von Japan. Eine der Hauptattraktionen ist der Park, in dem Rehe frei herumlaufen und die man füttern kann. Die Rehe verbeugen sich sogar, um Futter zu bekommen. Später liefen wir einfach umher und redeten darüber, was sie nach Japan machen wird. Wir haben auch beschlossen, dass wir uns einmal gegenseitig besuchen werden. Das Treffen hat auch mir bewusste gemacht, dass bereits die Hälfte meines  Austausches vorbei ist.

Da ich häufig beschäftigt bin, ist es schwierig, regelmäßig Blog-Einträge zu schreiben. Ich versuche jedoch, schneller wieder zu schreiben, damit sich niemand Sorgen machen muss.

 

Weihnachten und Neujahr

4 Monate

Ein ganzer Monat ist seit meinem letzten Eintrag vergangen. Die Zeit vergeht viel zu schnell und unglaublich viel ist wieder passiert. Dieser Monat war aber zur selben Zeit ziemlich mühsam. Es kam zu Spannungen zwischen mir und meiner Gastschwester, was das ganze Familienleben beeinträchtigt hat. Ich wollte nicht mehr nach Hause gehen, sondern lieber mit Freunden so lange wie möglich in die Stadt gehen. Inzwischen ist alles wieder in Ordnung, nachdem ich mit meinen Lehrern und Verantwortlichen von AFS geredet habe. Wiedereinmal wurde mir bewusst, wie viel Glück ich mit meiner Schule und Platzierung habe.

Am 23.11.15 ging es zusammen mit meiner Gastfamilie auf nach Kyoto, die kulturelle Hauptstadt Japans. Ich war beeindruckt von der Schönheit der Tempel, Schreine und der Altstadt. Von Japan wird immer gesagt, dass es ein Land voller Gegensätze ist. Auf der einen Seite Fortschritt, Technik und auf der anderen Seite wird Kultur und Traditionen. In Kyoto kann man das sehr gut sehen. Ich konnte Geishas, alte Häuser, Priester und alte Gärten sehen. Wer jemals Japan besucht, muss einfach nach Kyoto gehen. Trotz Spannungen in der Familie hatten alle Spaß. Meine Gastschwester und ich machten ein Wettessen mit den lokalen Süßigkeiten, so dass wir am Ende nie mehr davon essen wollten. Wir haben auch einen sehr berühmten Schrein besucht, der wie eine Plattform über einem Abgrund steht. Der Schrein war wirklich beeindruckend, aber ich war von den Menschenmengen noch mehr beeindruckt als vom Schrein selbst.

In der selben Woche hatte ich ein AFS-Treffen mit einigen Austauschschülern aus der Kansai-Region. Zur Kansai-Region gehören Städte, wie Osaka, Nara, Kobe und auch die ländlichen Gegenden. Es war wirklich spannend mit anderen Austauschschülern aus der Region und nicht nur aus Kobe zu treffen. Es war nichts spezielles, aber wir bekamen Kalligrafie unterricht und die Gelegenheit einen Kimono mit Hakama(Hosenrock? Rockhosen?) zu tragen. Die meisten Austauschschüler habe ich erst einige Male getroffen und trotzdem haben sich daraus bereits tiefe Freundschaften entwickelt. Wahrscheinlich weil man das Selbe durchmacht und ähnliche Schwierigkeiten und Probleme hat.IMG_2377

Nach diesen einigermaßen entspannten Tagen begann der Stress mit Prüfungen und lernen. Nur weil ich Austauschschüler bin heißt das nicht, dass ich nie lernen muss, oder keine Prüfungen schreiben muss. Natürlich drücken die Lehrer ein oder zwei Augen zu, wenn ich meine Hausaufgaben vergesse, aber nur, weil sie wissen, dass ich noch nicht alles verstehe. Ich habe zwei Wochen vor den Prüfungen angefangen jeden Tag zu lernen. Aber manchmal gab es einfach Dinge, die mich abgelenkt haben. Die Ergebnisse waren gut und ich kann zufrieden sein. Jedoch weiß ich von mir selbste, dass ich sogar noch bessere Ergebnisse hätte erzielen können. Was ich beinahe das Schlimmste an den Prüfungen fand war, dass jeder gelernt hat und ich niemanden ablenken wollte. Da kommt es schon mal vor, dass man ein bisschen einsam ist.

Da ich am 23. Dezember Kendo Prüfung habe, habe ich mich nach den Prüfungen hauptsächlich auf das Training konzentriert. Der zweite Jahrgang meiner Schule war in Taiwan auf Klassenfahrt, weswegen ich und das andere Mädchen vom ersten Jahrgang alleine Trainierten. Das war jedoch sehr gut, da sich der Lehrer nur auf zwei Schülerinnen konzentrieren musste. An den zwei Samstagen ohne 2. Jahrgang gingen wir immer für eine Stunde in eine benachbarte Kendo-Schule und durften dort mit Grund- und Mittelschülern trainieren. Ich fühlte mich richtig unfähig neben den talentierten, kleinen Jungen und Mädchen. Es hat jedoch richtig Spaß gemacht (Trotz abgebrochenen Zehennägel und Blasen an den Füssen).

In Kobe gibt es ein Event „Luminarie“, um den Opfern des Erdbebens von 1995 zu gedenken. Das Event ist riesig und kostet eine Menge Geld, aber die Stadt will, dass diese schreckliche Zeit nicht einfach in Vergessenheit gerät. Ich bin mit Freunden dahin gegangen und ich war wirklich beeindruckt. Nicht nur von den Lichtern und Spezialeffekten, sondern auch von den überwältigenden Menschenmassen. Erst gab es einen riesigen Torbogen, der nur aus Lichtern bestand. Es war richtig schwierig ein gutes Foto zu machen, da die Polizei die ganze Zeit rief, dass man nicht stehen bleiben soll. Es gab auch zwei Kreise aus Lichtern. Im Einen war eine Art Brunnen, in den man Geld werfen konnte. Der andere Kreis wurde für Lichtshows benutzt. Ich habe auch eine unterirdische Kammer besucht, in der die Namen aller Verstorben an den Wänden geschrieben steht. Auch eine „Flamme der Hoffnung“, ähnlich wie in Hiroshima, konnte ich besichtigen. Aus Respekt, habe ich davon keine Bilder gemacht.DSC02050DSC02051DSC02044DSC02052DSC02058DSC02055IMG_2408

In Japan kommt es öfters vor, dass man wegen des Wetters später oder sogar gar keine Schule hat. Das könnte man in der Schweiz ruhig auch einführen. Am 11.12 war der Wind so stark, dass im TV Warnungen ausgestrahlt wurden. Aus diesem Grund startete die Schule erst um 10.30. In der Schule hat man von dem Wetter nichts mehr mitbekommen, aber als ich nach dem Kendo nach Hause gehen wollte, erfuhr ich, dass keine Züge mehr fahren, weil eine Station vom Wind beschädigt wurde. Zum Glück konnte ich mich mit Hilfe meiner Japanisch-Kenntnissen so gut verständigen, dass ich mit einer anderen Zuglinie nach Hause kam.

Ich hatte noch einmal ein Treffen mit allen Austauschschülern und habe endlich eine andere Schweizerin getroffen. Das Festival war typisch japanisch mit übertriebener Organisation und Regeln, aber im Ganzen hatte jeder seinen Spaß. Leider war die Stimmung auch etwas getrübt, weil die meisten der anwesenden Austauschschülern im Februar oder noch früher abreisen und dies der letzte offizielle Anlass war. Ich bin eine der Wenigen, die bleiben. Alle aus meiner Region „Kobe“ gehen im Februar nach Hause. Im April werden die Neuen dazu kommen und dann werde ich „Sempai“ (Verantwortliche) sein. Zum Glück habe ich mich mit allen schon verabredet, bevor sie abfliegen.  In einem Austauschjahr wachsen einem die Leute einfach unglaublich schnell ans Herz.

Meine Schule organisierte ein kleines Sportfestival, an dem die einzelnen Klassen gegeneinander antraten. Die Jungs von meiner Klasse spielten Fußball und gewannen den ersten Preis. Auch die Mädchen meiner Klasse hätten den ersten Preis in Volleyball gewonnen, wenn die Schiedsrichter das Spiel und nicht die gut-aussehenden Jungs vom Basketball beobachtet hätten. Das Ganze dauerte den ganzen Nachmittag und hat unglaublich Spaß gemacht. Meine Stimme war am nächsten Tag richtig schlecht, weil ich mein Team die ganze Zeit lauthals angefeuert habe.

Leider war nicht alles, was die Schule in der Woche organisierte so lustig. An einem Nachmittag kam ein 96-Jähriger Mann und erzählte uns über die Zeit im Krieg. Es war wirklich sehr schockierend und das Gehörte sass tief. Die Schule organisierte das, um zukünftige Kriege zu vermeiden. Auch meine Klassenkameraden waren tief berührt und geschockt von dem Erzählten. An meiner Schule wird generell sehr viel dafür getan, um die Jugendlichen über den Krieg aufzuklären. In Geschichte behandeln wir gerade „Kamikaze“.

Es kamen auch Professoren von berühmten japanischen Universitäten, um uns das diskutieren beizubringen. Das hat mir persönlich unglaublich Spaß gemacht und meinen Klassenkameraden auch. Bei der Diskussion handelte es sich um eine Parlamentarische Debatte. Das Thema war: Soll Fast-Food abgeschafft werden. In Teams wurde gegeneinander debattiert. Ich war erst überrascht, wie ernst Alle waren und wie hart sie gearbeitet haben, aber mich hat das Ganze auch mitgerissen, und meine Gruppe war fest entschlossen die Debatte zu gewinnen.

Am Samstag 19.12 habe ich zum ersten Mal so richtig verschlafen. Der Grund, weshalb ich das Training nicht total verschlafen habe ist, dass ich geträumt habe, dass ich zu spät komme. In Wirklichkeit war ich dann „nur“ zwei Stunden zu spät. Die Lehrer waren überhaupt nicht wütend und sagten nur, dass das jedem Einmal passiert. An dem Tag waren ehemalige Schüler im Training, die mit uns übten. Es hat richtig Spaß gemacht und am Ende haben sie jedem von uns etwas zum trinken gekauft.

Ich hatte mein ersten Kendo Wettkampf am Sonntag (20.12). Erfahren habe ich davon am Freitag und ich war richtig unvorbereitet. Freitag war auch der Tag, an dem ich das erste Mal die Situation eines Wettkampfes trainiert habe. Ich war so nervös, konnte kaum schlafen, und fühlte mich nicht bereit gegen Unbekannte zu kämpfen. Ich hatte zum Glück nur einen Kampf. Als der Schiedsrichter zum Start gepfiffen hat, war plötzlich meine ganze Nervosität verschwunden und ich konnte mich auf meinen Gegner konzentrieren. Im Nachhinein erinnere ich mich nur noch an den Adrenalin-rausch und wie meine Gegnerin gegen Ende immer wütender wurde, weil sie einfach keinen Treffer landen konnte. Ein Kampf dauert maximal 4 Minuten oder bis Einer 2 Punkte macht. Mein Kampf dauerte 4 Minuten und wurde nur dadurch entschieden, dass mich meine Gegnerin zwei Mal aus dem Platz gestoßen hat. Die Niederlage machte mir fast nichts aus. Ich habe meine Lektion gelernt und war froh über die Erfahrung. Als einzige Ausländerin unter den Teilnehmern, war ich natürlich besonders interessant und jeder starrte mich an. Mit der zeit kann das richtig nerven, vor allem wenn man versucht sich auf Wichtiges zu konzentrieren. Mein Trainer sagte nicht besonders viel zu meinem ersten Kampf, nur, dass meine Gegnerin mindestens 2 Ränge über mir steht und dass ich mich sehr gut geschlagen habe, da sie nicht in der Lage war einen Punkt zu erzielen. Am Ende des Tages war ich richtig froh teilgenommen zu haben und möchte am liebsten jedes Wochenende an einem „Shiai“ (Wettkampf) teilnehmen.

Langer Eintrag über die Geschehnisse des letzten Monats. Ich habe meine Heimwehphase immer noch nicht erlebt. Vielleicht kommt sie bald aber im Moment geht es mir gut, auch wenn ich japanische Weihnachten nicht besonders mag. In Japan wird Weihnachten mit Freunden oder Freund/Freundin gefeiert und nicht mit der Familie. Über Neujahr werde ich mit meiner Gastfamilie nach Kyushu gehen und dort die Familie meines Gastvaters besuchen. Deshalb wird vielleicht wieder für eine Weile kein Eintrag mehr kommen. Ich hoffe es geht allen gut und fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch an Alle. 🙂

4 Monate

3 Monate

Ich weiß, dieser Beitrag kommt spät. Ich war immer beschäftigt und es wird nicht besser. Die nächsten zwei Wochen sind Zwischenprüfungen und wer denkt, dass ich mich deshalb entspannen kann, liegt falsch.  Ich schreibe alle English-Prüfungen mit meiner Klasse und habe vier Japanisch Prüfungen, die ich alleine schreiben werde.  Das heißt für mich, ungefähr 100 Kanji (chinesische Schriftzeichen), ebenso viele Wörter und viel Grammatik. Mit Englisch habe ich zu Glück kein Problem. Ich werde jedenfalls viel lernen in den nächsten Tagen.

Da ich schon lange einmal über japanische Essen schreiben wollte, werde ich das jetzt machen. Grundlage für fast jede Mahlzeit ist Reis, sogar zum Frühstück. Es kommt jedoch stark auf den Haushalt an. In einigen Familien wird sehr westlich gegessen mit Brot zum Frühstück.  In traditionellen Familien wird Miso-Suppe mit Reis und Fisch zum Frühstück gegessen. Es gibt natürlich auch Leute, die beides tun. In meiner Familie wird nicht zusammen gefrühstückt, weil jeder zu verschiedenen Zeiten das Haus verlässt. So kann jeder selber entscheiden, was er essen möchte. Zum Mittag bekommt jedes Familienmitglied eine Bento-Box oder kauft sich im Supermarkt etwas zu essen. Bento ist eine Lunch box die meistens am Tag davor oder am Morgen vorbereitet wird. Diesen Job übernehmen meistens die Mütter. In so einer Box befindet sich meistens Reis, Fisch oder Fleisch und Gemüse. In einigen Variationen gibt es auch noch Suppe. Zum Abendessen gibt es immer etwas Warmes. Es ist auch die Einzige Mahlzeit, die zusammen gegessen wird, da alle in der Schule oder bei der Arbeit essen. Wie immer gibt es Reis und andere Beilagen. Manchmal gibt es auch Pasta aber es wird hauptsächlich Reis mit Gemüse gegessen.  Japanisches Curry ist meine Lieblingsessen. Es unterscheidet sich durch Farbe, Geschmack und Zutaten von dem Curry, das ich von Zuhause kenne. Sushi wird, entgegen jeder Erwartung, sehr selten gegessen. Sushi ist sehr teuer, weshalb es nur bei speziellen Anlässen auf den Tisch kommt. Der Ingwer, den man zum Schluss ist, ist dazu da, um dem möglicherweise enthaltenem Gift im rohen Fisch entgegen zu wirken. Getrunken wird meistens Tee oder Wasser. In den Schulen kann man an speziellen Wasserspendern jederzeit Wasser trinken. Der japanische Grüntee „Matcha“ ist auch mehr für spezielle Momente und die traditionelle Teezeremonie gedacht, aber oft gibt es ihn auch nach dem Abendessen zusammen mit japanischen Süßigkeiten. Eine typisch japanische Süßigkeit ist „Mochi“, eine Art Reiskuchen oft mit Füllung. Es ist süß und wird oft zusammen mit Grüntee genossen.

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Traditionelles Bento
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Spezielles Bento
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Japanisches Curry
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Sushi
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Matcha Grüntee
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Mochi mit Füllung

Japaner sind Genießer, wenn es ums Essen geht und sie haben auch gerne Spaß dazu. Für einen berühmten Snack gibt es sogar einen offiziellen Tag. „Pocky-day“. Jeder brachte eine Packung Pocky in die Schule und jeder teilte mit jedem. Wer Spaß daran hat, kann auch das „Pocky-Game“ machen. Das spiel wird zu zweit gespielt. Dabei nimmt jeder ein Ende des Pocky in den Mund und dann wird drauflos gegessen. Wer zuerst zurückzieht hat verloren. Einen Gewinner gibt es nicht wirklich. Wenn keiner zurückzieht endet es oft in einem Kuss. Das Spiel wird aber immer nach Geschlechtern getrennt gespielt. Japaner sind sehr schüchtern, wenn es darum geht mit dem anderen Geschlecht zu reden, geschweige denn zu berühren, in der Öffentlichkeit (Es gibt auch Ausnahmen!).pocky-boxes2

Nicht nur Geschlechter sind getrennt in japanischen Schulen. Es ist auch eher selten, mit Leuten aus einem anderen Schuljahr befreundet zu sein. Es gibt eine strenge Hierarchie unter Schülern und Lehrern. Am höchsten ist der Schulleiter, dann kommen die Lehrer (Sensei), danach die Schüler. Unter den Schülern gibt es die drei Jahrgänge. Die Älteren werden mit „Senpai“ angesprochen und mit der selben Höflichkeit, wie Lehrer gesprochen. Mit den Jüngeren darf man aber Umgangssprachlich reden und man muss sie auch nicht immer grüssen. Für mich ist diese strenge Hierarchie immer noch schwer zu befolgen, weil ich im 1. Jahrgang bin (im Jüngsten), vom Alter her jedoch im 2. oder 3. sein sollte. Einige in meiner Klasse nennen mich liebevoll „Onee-Chan“, was soviel heißt, wie „große Schwester“. Es ist eine respektvolle aber umgangssprachliche Anrede. Im Kendo Klub habe ich den tiefsten Rang, weil ich gerade neu dazugekommen bin und aus dem ersten Jahrgang bin. Allerdings wollen meine „Senpai“ (2. Jahrgang und somit höher als ich) nicht, dass ich sie mit „Senpai“ und Höflichkeitssprache anspreche, weil ich im selben Alter oder sogar älter als sie bin. Die Anderen aus dem ersten Jahrgang müssen sich aber strikt an die Hierarchie halten, obwohl sie ranghöher als ich bin. Das kann manchmal zu komischen Situationen führen.

In Kendo habe ich bereits große Fortschritte gemacht und trainiere nun mit den Anderen Mitglieder in voller Montur. Leider habe ich noch keine Bilder von mir. Das wird sich hoffentlich am 23. Dezember ändern. An dem Tag habe ich meine erste Kendo-Prüfung. Im Moment habe ich gerade Pause vom Trainieren, aber ich bin bereits nervös und auch irgendwie eingeschüchtert. Meine Trainingskameradinnen und Lehrer sagen allerdings, dass die Prüfung nicht besonders schwierig ist. Wirklich beruhigend ist das nicht. Umso peinlicher, wenn ich also nicht bestehe.

Wahrscheinlich mache ich mir einfach viel zu viele Gedanken. Aber das gehört einfach zum Austauschjahr. Man fängt an, über alles nachzudenken. Über Dinge, die man vielleicht immer für normal hielt oder wichtige Dinge, wie zum Beispiel über die Zukunft. Plötzlich fragt man sich, wer, wo, was macht, während man nicht da ist. Ich frage mich oft, ob mich Nero (Hund) genauso vermisst, wie ich ihn. Aber auch wichtige Fragen wie, was mache ich nach dem Auslandsjahr, gehen mir andauernd durch den Kopf. Als eine Australische Dolmetscherin an meine Schule kam und über ihren Beruf in perfektem Japanisch gesprochen hat, war ich so beeindruckt, dass mich das Thema „Berufswahl“ einige Zeit beschäftigt hat. Zu all den Fragen und Gedanken, die mir die ganze Zeit durch den Kopf gehen, entdecke ich immer neue Dinge über mich selber. Anscheinend geht es aber nicht nur mir so. Andere Austauschschüler behaupten genau das Selbe. Man merkt, wie man sich verändert, aber trotzdem immer noch sich selbst ist. Ein Austauschjahr ist nicht nur eine neue Kultur, Sprache und Leute kennen zulernen, aber auch die eigene Kultur und vor allem sich selbst kennen zu lernen und besser zu verstehen. Ein richtiger Selbstfindungstrip! Heute Morgen habe ich in den Spiegel geschaut und dachte zuerst nur: „Ich habe zugenommen-mein Gesicht ist runder.“ Aber dann ging es mir plötzlich durch den Kopf, dass ich auch irgendwie Erwachsener aussehe, auch wenn der erste Gedanke absolut unreif war.

Die Zeit hier geht so unglaublich schnell vorbei. Ich bin schon 3 Monate hier. Langsam komme ich in eine Routine, was nicht schlecht ist. Am Anfang war alles neu. Alles war japanisch und unglaublich. Ich habe mich daran gewöhnt, in jeder Sportstunde 5 Minuten lang Runden zu rennen (Aufwärmen). Ich habe mich auch daran gewöhnt, vor und nach jeder Schulstunde aufzustehen, sich zu verbeugen und dem Lehrer zu danken. Auch dass Alles um mich herum in Japanisch gescheht ist normal. Es ist schon fast schockierend, wenn ich eine andere Sprache außer Japanisch höre. In meinem Kopf herrscht leider ein Sprachen-Chaos. Ich kann nicht sagen, in welcher Sprache ich denke, weil ich mir gar nicht mehr bewusst bin, welche Sprache wirklich MEINE Sprache ist. Natürlich, Ich bin mit Deutsch aufgewachsen, aber jedes mal, wenn ich mit einer deutschen Mitschülerin rede, fühle ich mich unfähig zu sprechen. Ich bevorzuge English und sogar Japanisch vor Deutsch. Wenn ich  von Freunden gefragt werde, was ein Wort in Deutsch heißt, kann ich nie antworten. Ich erinnere mich an Englisch, Japanisch und sogar Französisch, aber das deutsche Wort bleibt aus.

Manchmal sorge ich mich, dass ich nicht schnell genug Fortschritte mit meinem Japanisch mache, aber meine Lehrer und auch Gastfamilie sagen, dass ich in den letzten zwei Wochen unglaublich Fortschritte gemacht habe. Ich kann das schlecht beurteilen. Und die Zeit geht einfach rasend schnell vorbei. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich noch nicht lange hier bin, aber es sind schon drei Monate. Ich genieße jeden Tag, auch wenn es nicht immer leicht ist. In Wirklichkeit ist jeder Tag hart. Man ist immer müde und gibt sein Bestes. Aber schon nur ein kleines, positives Ereignis kann einen harten Tag zu einem guten Tag verwandeln. Ich hatte zum Beispiel einige schlechte Tage in der letzten Woche, aber wenn ich am Abend nach Hause ging und dort mit meiner Gastfamilie reden konnte (in Japanisch), hat es meinen Tag jedes Mal gerettet. Auch wenn ich es schaffe mit Freunden eine Konversation ohne English zu führen, ist mein Tag gerettet.

Ein langer Eintrag mit vielem Unnötigem Gelaber, aber ich werde in der nächsten Woche wieder keine Zeit haben, um wirklich etwas zu schreiben. Bei Fragen, darf man mich aber trotzdem anschreiben 🙂

3 Monate

Schooltrip

Nach dem Wochenende in Hiroshima ging es gleich weiter mit einer zweitägigen Schulreise. Viel Zeit um mich zu erholen hatte ich nicht. Während der Schulreise war fotografieren nicht erlaubt.

Schulreise in Japan ist total verschieden von Schulreisen in der Schweiz. Am Anfang war ich ziemlich besorgt, weil ich überhaupt nicht verstand, wie alles funktioniert. Ich wusste nicht einmal, wo wir uns treffen sollten. Zum Glück hatte ich immer jemanden, der mir half. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich ihnen auf die Nerven ging, aber sie alle haben mir versichert, dass es ihnen nichts ausmacht, und dass sie sich auch amüsieren können. Offensichtlich hat es ihnen spass gemacht mir zuzusehen, wie ich mich blamiere und mich dann zu retten. Ich hatte auch meinen Spass dabei und es hat mir richtig geholfen mich noch mehr in die Klasse zu integrieren. Ich konnte viele neue Freunde finden in den zwei Tagen.

Was mich allerdings überrascht hat, ist dass man die ganze Zeit in der Sport uniform herumgelaufen ist. Nicht das es mich gestört hat, ich habe sowieso im Moment kaum andere warme Kleider,  aber es ist richtig schwierig die Leute von einander zu unterscheiden, wenn alle das Selbe tragen.

Zum Programm gehörte: Kochen im Wald, was richtig Spaß gemacht hat, verschieden Wettkämpfe und auch bisschen Unterricht. Alles war in verschieden Gruppen aufgeteilt, sodass man möglichst viele verschieden Leute kennen lernt, auch von anderen Klassen.

Weil wir auf einem Berg übernachtet haben, war es in der Nacht richtig kalt. Japanische Häuser haben üblicherweise keine Heizung. Wegen der Kälte konnte ich nicht wirklich schlafen und als der Feueralarm losging, hätte ich wirklich heulen können. Es war Fehlalarm, aber jeder war nervös und wusste nicht, was vorging. Nach einer schlaflosen Nacht wurden wir um 6 Uhr geweckt, um uns zu versammeln. Dann wurde Morgengymnastik gemacht und gefrühstückt. Das Frühstück war traditionell japanisch und nicht schlecht, dafür, dass es aus einer Kantine kam.

Danach wurde geputzt und gepackt für die Abreise. Allerdings reisten wir nicht sofort ab. Erst wurden wir in den Wald geschickt, um dort unser Mittagessen zu kochen. Auf Feuerstellen kochte jede Gruppe für sich. Zum Glück war das Essen essbar, weil jeder richtig hungrig war nach dem Ganzen.

Weil der Zeitplan so streng war hatten wir kaum Zeit um auszuruhen nach dem Essen. In unglaublichem Tempo wurde abgewaschen und versammelt. In den Bussen war es unheimlich ruhig, weil jeder schlief. Auch ich gehörte zu den schlafenden und erwachte erst, als wir bereits in der Schule waren.

Was ich gelernt habe: In Japan hat der ganze Jahrgang zusammen Schulreise und nicht jede Klasse einzeln. Außerdem wird in Gruppen gearbeitet, um neue Leute kennen zulernen. Die Schuluniform stärkt zudem das Gemeinschaftsgefühl. Japanische Schüler haben nicht viel Freizeit, weil der Zeitplan sehr streng ist und kleinste Verspätung bestraft wir.

Ich hatte jedoch eine wundervolle Zeit, trotz wenig Schlaf und viel Programm.

Schooltrip

Hiroshima and Myajima

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Es ist schon eine Weile her seit ich das letzte Mal geschrieben, aber es gab einfach nichts besonderes worüber ich hätte schreiben können. Aber in den letzten Tagen ist richtig viel passiert. Einige der Bilder sind nicht für alle geeignet, da sie schlimme Verletzungen zeigen. Aber ich finde, dass es einfach wichtig ist alles zu sehen. Es sind außerdem sehr eindrückliche Bilder.DSC01664

An meinem Geburtstag konnte ich nicht ausschlafen, obwohl es Samstag war. Stattdessen bin ich mit dem Shinkansen nach Hiroshima gefahren. In Hiroshima ging es erstmal in den Memorial Park. Der Park ist richtig eindrücklich und man findet überall Gedenkstätten und unglaublich viele Papierkraniche. Im Park selber war es richtig ruhig obwohl rundherum Stadt war. Mit den anderen Austauschschülern aus Kobe habe ich die von mir gefalteten Papierkraniche zu den anderen gehängt. Leider gab es einen Moment, in dem wir uns alle geschämt haben Ausländer zu sein, als eine Frau einfach einige der Kraniche in die Tasche gesteckt hat. Das war einfach respektlos. Ich rate jedem, der Hiroshima besucht, das nicht zu tun.DSC01634DSC01635DSC01636DSC01649DSC01650DSC01659

Nach dem Park ging es weiter ins Museum. Der Eintritt ist nicht hoch und für Schulklassen sogar gratis. Wir machten die Audio-tour und schon nach dem ersten Ausstellungsstück war unsere Stimmung im Keller. Kein Wunder wenn man realistische Puppen mit herabhängender Haut und blutverschmiert sieht. Die Ausstellung war wirklich eindrücklich und hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nicht nur, weil man berühmte Dinge, wie die Schatten von Hiroshima sehen konnte, sondern auch weil viele persönlich Geschichten erzählt wurden. Am schlimmsten waren die Geschichten, von hinterbliebenen, die Ihre Kinder, Freunde, oder Eltern suchten aber nur Kleidungsstücke wie Schuhe fanden. Von den Körpern keine Spur, nur ein Fußabdruck im Schuh.DSC01667DSC01673DSC01672DSC01674DSC01676DSC01677DSC01678DSC01680DSC01681DSC01683DSC01682DSC01697DSC01691DSC01695DSC01700

Nach dem Besuch im Museum waren wir alle ziemlich schlecht gelaunt und alle waren in eigenen Gedanken versunken. Kein Wunder nach alldem, was wir gesehen haben. Eine warme Mahlzeit half uns allen auf andere Gedanken zu kommen. Nach dem Essen ging es ab in ein modernes Einkaufzentrum und dort blieben wir auch bis wir ins Hotel zurückgingen.

Am Abend aßen wir eine Spezialität aus Hiroshima genannt: „Hiroshimayaki“. Das ist wie Pfannkuchen aber mit Fleisch Gemüse und Nudeln. Als ob wir nicht genug gegessen hätten, ging es ab in den Supermarkt um tonnenweise Snacks zu kaufen. Geschlafen wurde nicht und so ging es am Morgen nach meinem Geburtstag auf nach Myajima.IMG_2149

Myajima ist eine Insel nahe bei Hiroshima und ist berühmt für die Tempel-anlagen und die wunderschöne Landschaft. Ich hatte endlich die Gelegenheit einen Japanischen Schrein zu sehen und ich war überwältigt. Die Landschaft und der Schrein waren einfach wunderschön. Ausserdem sah ich eine Braut, in traditionellem Hochzeitskimono. Leider konnten wir nicht besonders lange auf der Insel bleiben, weil wir mit der Fähre zurück aufs Festland mussten und wir den Shinkansen zurück nach Kobe erwischen mussten.DSC01856DSC01843DSC01754DSC01836IMG_2194DSC01851 DSC01765 DSC01784     DSC01799 DSC01800 DSC01801 DSC01807 DSC01812IMG_2185DSC01824DSC01822 DSC01814IMG_2209

Mein Geburtstag feierte ich am Sonntag zusammen mit meiner Gastfamile. Diese Torte haben sie für mich machen lassen. Und obwohl ich kein Heimweh habe (auch nach 2 Monaten noch nicht), wäre es trotzdem schön gewesen auch Leute aus der Schweiz um mich herum zu haben.

Hiroshima and Myajima

The story of the peace crane

Origami-craneDer Origami Kranich wurde weltweit zu einem Symbol von Frieden durch die traurige, aber auch inspirierende Geschichte eines jungen japanischen Mädchen.

Sadako Sasaki wurde 1943 in Hiroshima geboren. Sie war gerade einmal zwei Jahre alt, als die Atombombe, am 6. August 1945,  auf Hiroshima abgeworfen wurde. Sadako wuchs zu einem gesunden und glücklichen Mädchen heran. In der sechsten Klasse war sie eine der schnellsten Läuferinnen und sie träumte davon Sportlehrerin zu werden.

Aber gegen Ende November 1954 hatte Sadako eine Erkältung und bekam Knoten an Hals und hinter den Ohren. Ihr Gesicht schwoll an wie als ob sie Mumps hätte. Sadako wurde bald mit Leukämie diagnostiziert, was in Japan als „Atombomben“ Krankheit bekannt war. Im Februar wurde sie ins Hiroshima Rot-Kreuz-Spital eingeliefert.

Im August, während sie im Spital war, wurden ihr farbige Papier Kraniche gezeigt. Ihr wurde die alte japanische Legende erzählt, dass demjenigen, der eintausend Papier Kraniche faltet ein Wunsch erfüllt wird. Sadako hoffte, dass sie wieder gesund würde, wenn sie die Kraniche falten würde. Also begann sie zu falten. Sie faltete 644 bevor sie am 25. Oktober 1955 verstarb. Sie wurde nur 12 Jahre alt.

Während sie die Kraniche faltete wünschte und arbeitete für den Weltfrieden.

„Ich schreibe Frieden auf deine Flügel und du wirst über die ganze Welt fliegen“

(Sadako Sasaki)

Ihre Klassenkameraden waren shr traurig über den Verlust einer guten Freundin. Sie diskutierten darüber, was sie tun könnten und hatten die Idee, ein Monument für Sadako und alle Kinder, die wegen der Atombombe starben, zu bauen. Junge Menschen aus ganz Japan halfen Geld zu sammeln. Im Jahr 1958 wurde eine Statue von Sadako, wie sie einen goldenen Kranich in die Luft hält, im Hiroshima Peace Park enthüllt. Die Kinder hatten auch einen Wunsch und ließen ihn auf dem Sockel eingravieren:

„Dies ist unser Schrei, dies ist unser Gebet, Friede in der Welt.“

Seit damals, Menschen aus der ganzen Welt falten Papier Kraniche und senden sie zu Sadakos Monument in Hiroshima, in Gedenken an Sadako und alle getöteten Kinder.

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Der Grund, weshalb ich Sadakos Geschichte hier schreibe ist, weil ich finde, dass es eine sehr bewegende Geschichte ist. Ich werde an meinem Geburtstag selber nach Hiroshima gehen und dort das Monument und den Peace Park besuchen. Andere Austtauschschüler und ich haben alle auch 50 Kraniche gefaltet, um zum Monument zu bringen.

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Das sind die Kraniche, die ich gefaltet habe.

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The story of the peace crane