Schon wieder eine Weile her, seit ich etwas geschrieben habe aber ich vollkommen damit beschäftigt, die restliche Zeit, die mir noch verbleibt zu genießen. Einen großen Teil meiner Freizeit verbringe ich damit, zu Japanische Kanji (chinesische Zeichen) zu lernen, um meine Prüfungen in Kendo und JLPT bestehen zu können.
Eigentlich wollte ich die 1. Dan-Prüfung für Kendo bereits letzten Monat machen, aber als am Morgen eine Warnung ausgerufen wurde, wurden alle Anlässe abgesagt. Die Warnung war wegen starken Wind und hohen Wellen. Ich war ziemlich wütend, da ich bereits Monate auf diese Prüfung hingearbeitet habe. Das Schlimmste war allerdings, dass am Nachmittag das Wetter völlig in Ordnung war, so dass ich die Prüfung ohne Probleme hätte ablegen können. Ich werde noch einmal versuchen endlich die Prüfung zu machen, bevor ich Japan verlasse.
In Japan hat das neue Schuljahr begonnen. Nun habe ich eine neue Klasse, aber ich kannte bereits mehr als die Hälfte. Auch mein Japanisch ist inzwischen so gut, dass ich mich ohne weitere Schwierigkeiten mit Lehrern und Mitschülern unterhalten kann. Mit dem neuen Schuljahr, hat sich auch für mich eine Menge geändert. Ich habe nicht mehr so viele Japanisch Lektionen, wie am Anfang, sondern beteilige mich viel mehr am Unterricht. Ich besuche Klassen wie zum Beispiel Mathematik, Wissenschaft, Weltgeschichte und alle English-Lektionen (Kommunikation, Literatur, etc.). Ich genieße die Zeit in der Schule sehr, auch wenn es sehr anstrengend und schwer ist, während Mathe wach zu bleiben. Taschenrechner ist nicht erlaubt, und auch sonst ist alles noch viel komplizierter, als in der Schweiz. Etwas, was mich ein bisschen verwirrt hat, waren die ärztlichen Untersuchungen, die in der Schule durchgeführt wurden. Wir wurden gewogen und vermessen und an einem Tag kam sogar der Zahnarzt.
Weil die Pausen zwischen den Lektionen ziemlich kurz sind, habe ich mir auf dem Weg zum Sportunterricht den Knöchel verstaucht, beim Versuch die Treppe hinunter zu sprinten. Hab meine Lektion gelernt und bin seither vorsichtiger. Zum Glück sind Bänder, Muskeln und Knochen in Ordnung, so dass ich nur kurze Zeit pausieren muss.
Außerhalb der Schule beschäftige ich mich hauptsächlich mit Kendo, wie es bestimmt schon einigen aufgefallen ist. Vor ca einem Monat hatten wir ein Event, bei dem wir unseren Kendo-Club den neuen Erstklässlern vorstellten. Ich war so aufgeregt, als ich vor ungefähr 400 Schülern auf Japanisch reden musste. Zum Glück lief alles gut und nun haben wir acht neue Mitglieder. Meine Mitschülerinnen waren alle so aufgeregt, als wir erfuhren, dass vier Jungs beitreten würden. Nun sind wir nicht mehr eine reiner Mädchenclub. Nicht, dass es nicht gut ist ohne Jungs, aber das Training mit Jungs ist einfach viel aufregender und lehrreicher, als nur mit Mädchen.
An einem Wochenende hatte ich Wettkampf, konnte jedoch nicht teilnehmen, wegen meinem Fuß. Dafür habe ich die Rolle des Trainers und Managers übernommen und diverse Aufgaben vom Überwachen der neuen Teammitglieder, über fotografieren und video aufnehmen bis zum organisieren, wer,wann,wo sein musste ausgeführt. Ich hatte, trotz Frustration, eine tolle Zeit und hoffe, dass es noch nicht mein letzter Wettkampf war.Japaner nehmen ihre Feiertage sehr ernst, weshalb ich eine Woche Schulfrei hatte. Ich war nicht besonders produktiv in der Woche, aber nach all der Anstrengung von dem vergangenem Wochenende, hatte ich eine Pause dringend nötig. An einem wunderschönen, sonnigen Tag ging ich zusammen mit meiner Gastschwester nach Himeji um uns das weltberühmte Schloss anzusehen. Es war unglaublich schön und ich versuchte einige gute Fotos zu machen.
Manchmal frage ich, wie die Zeit hier so schnell vorbeigehen konnte. Ich kann kaum glauben, dass ich nur noch zwei Monate übrig habe. Natürlich freue ich mich darüber, Familie und Freunde in der Schweiz wiederzusehen und !Schweizer Essen! essen zu können(Ich vermisse Kartoffeln… ), aber es ist ein sehr beängstigender Gedanke, Japan zu verlassen. Als ich die Schweiz verlassen habe, wusste ich von Anfang an, dass ich alles in einem Jahr wieder haben werde. Aber ich habe keine Ahnung, wann ich alle meine Freunde hier in Japan das nächste mal wiedersehen werde. Auch wenn ich nach Japan zurückkehre, es wird nie wieder so sein, wie jetzt. Ich werde nie wieder meine Schuluniform zur Schule tragen, nie wieder den selben Zug mit Mei (Schulfreundin) nehmen, nie wieder mit dem selben Leuten Kendo üben, etc. Es gibt unendlich viele Beispiele…
Ich versuche jetzt einfach jeden Moment, jeden Tag, jede Stunde und Minute, so gut wie möglich zu genießen und noch alles zu erledigen, was ich mir vorgenommen habe. Leider macht es mir die kommende Testwoche fast unmöglich, etwas mit Freunden zu unternehmen, da alle fleißig am lernen sind.
Kann nicht versprechen bald wieder zu schreiben, da ich auch ziemlich beschäftigt bin und so ein Blogbeitrag schreibt sich nicht in 30 Minuten.